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Ihre freue Woche!



Der Sonntag kam und ging. Wir fuhren mit dem Zug. Alles lief gut. Wir hatten das Auto gerade bei Isabelle's Eltern abgestellt. Der kleine Kerl in ihre Bauch strampelt schon seit Wochen, aber in letzter Zeit ist es noch viel intensiver geworden! Wir wussten, dass der Geburtstermin immer näher rückte, aber wir hatten noch ein paar Tage Zeit bis zum Geburtstermin am Freitag. Zurück zuhause, gingen wir ins Bett und schliefen. Mehrere Stunden lang. Dann, am Montagmorgen um zwei Uhr, werde ich von ihr geweckt, sie leidet bereits eine halbe Stunde unter Schmerzen. Es tut mir richtig leid und frage, ob ich etwas tun kann. Das nächste, was sie sagt, ist: "Dieses Mal ist es ernst, wir müssen gehen!". Diejenigen, die Eltern sind, wissen genau, wie sich das anfühlt. In 0,0001 Sekunden geht es plötzlich von 0 auf 100. Von tiefsten Schlaf zum vollem Erwachen, Herzrasen in weniger als einer halben Viertelsekunde. Das nächste, was man weiss, ist, dass wir im Auto sitzen und es sich von selbst bewegt. Wir sind im Krankenhaus. Welchen Weg haben wir genommen? Ich habe keine Ahnung, aber wir sind hier.


Wir gehen ins Krankenhaus rein. Isabelle wird untersucht und uns wird mitgeteilt, dass es noch nicht so weit ist, dass es keine ausreichenden Wehen seien. Der Muttermund ist nur zwei Zentimeter geweitet, und wir brauchen mindestens vier, um "das nächste Level" zu erreichen. Ernsthaft? Als ob die Schmerzen, die sie hat, nicht schon schlimm genug wären! Sehen sie das nicht? Vielleicht sollten sie das Licht im Raum anmachen - es ist ein bisschen dunkel. Dann würden sie vielleicht sehen, dass sie Schmerzen hat ;-). Aber nein. (Es ist mitten in der Nacht, und damit es auf der Entbindungsstation ruhig und entspannt bleibt, wird das Licht gedämpft) Wir gehen nach Hause. Der kleine Kerl im Bauch strampelt immer noch, aber nicht mehr so stark. Sie hatte Wehen, aber offenbar nicht genug, um etwas zu bewirken. Wir kommen gegen fünf Uhr morgens nach Hause. Der Wecker ist natürlich ausgeschaltet, damit wir das bisschen Schlaf nachholen können. Überraschenderweise können wir noch etwas schlafen.


Am späten Montagmorgen erwachen wir wieder. Er strampelt immer noch heftig, aber nicht mehr so stark wie in den frühen Morgenstunden. Die Aufgabe für heute besteht darin, die letzten E-Mails zu verschicken, bevor Isabelle ihre "freie Woche" einzieht, nicht wirklich eine Woche, nur drei Tage, um ehrlich zu sein. Auf jeden Fall sagt sie, es sei ihre erste richtige "freie Woche" seit etwa fünf Jahren. Sie hat sich vor der Geburt auf ihre freie Zeit gefreut. Um zu entspannen und zu meditieren, sich keine Gedanken über E-Mails oder Termine zu machen. Ihren Geist auf den Freitag vorzubereiten. Unser Kleiner plant dies natürlich anders. Er gehört zu den fünf Prozent der Babys, die sich für eine normale Geburt nicht drehen wollen und in der so genannten Steisslage bleiben. Der Geburtstermin steht also fest. Es ist wirklich ein schönes Datum, der 3.3.2023. Der kleine Kerl in ihr hat andere Pläne und lässt sie natürlich nicht wirklich viel abschliessen in diesen Tagen. Sein Plan für den Tag ist es, so stark zu treten, dass sie sich nicht konzentrieren kann, nicht denken kann, sondern nur auf seine starken kleinen Beine reagiert, die von innen nach aussen drängen. Nach einem langen Tag voller Schmerzen kämpft sie sich durch bis sechs Uhr abends, bevor sie schliesslich aufgibt und sagt, dass wir wieder ins Krankenhaus müssen.


Wir fahren wieder ins Krankenhause. Isabelle wird erneut untersucht und nichts hat sich geändert. Der Muttermund ist immer noch nur zwei Zentimeter geweitet. Die Wehen sind real, ja, aber es ist nicht genug, um die Geburt zu starten. Man sagt uns, sie sei in der "Latenzphase". Was zum Teufel ist das? Davon haben wir noch nie gehört. Und glaubt uns, wir haben eine Menge gelesen. Wir sind auf alles vorbereitet, na ja, fast alles. Was ist diese Phase? Wir gehen wieder nach Hause. Dieses Mal mit Medikamenten, damit sie wenigstens eine Nacht gut schlafen kann. Doch vor dem Schlaf setzen wieder Wehen ein. Die Latenzphase ist die Phase, in der die Wehen eingesetzt haben, sich der Muttermund aber nicht öffnet. Es gibt viele Theorien, ob es daran liegt, dass das Kind noch nicht so weit ist oder die werdende Mutter noch nicht bereit ist, loszulassen. Oh je. Anscheinende kann sich das über Wochen hinziehen. Zum Glück haben wir am Freitag unseren Kaiserschnitttermin und somit eine Deadline. Aber was ist mit ihrer entspannenten freien Woche? Nun, diese Woche ist wohl alles andere als entspannend. Wir können nichts tun, ausser loszulassen und zu warten. Wir gehen schlafen. Mittlerweile scheint es fast so, dass Isabelle doch noch ein paar Tage von ihrer "freien Woche" haben möchte.


Dienstagmorgen, wir wachen auf. Wir befinden uns jetzt in einer "Kuschelphase". Die Latenzphase kann warten. In dieser Phase reden wir und schaffen es, uns einzureden, dass wir bereit sind und der kleine Mann kommen kann. Fünf Minuten später bricht die Fruchtblase - das denken wir zumindest. Aber nein! "Machen Sie sich keine Sorgen. Nehmen Sie sich Zeit.", sagt die Hebamme vom Krankenhaus am Telefon. "Trinken Sie Ihren Kaffee, vielleicht sogar etwas zu essen. Dann kommen Sie zu uns, und wir kümmern uns um Sie." Was in aller Welt ist hier los? Das klingt wie Wahnsinn. Als ob mein Herz jetzt Koffein bräuchte. Es rast mit 200 Schlägen pro Sekunde. Aber gut, ich werde versuchen, die Ruhe zu bewahren und etwas zu essen. Und trinke einen Kaffee. Verdammt, jetzt bin ich bereit.

Wie sind wir hierher gefahren? Ich weiß nicht, aber ich bin sicher, das ist das Krankenhaus.


Wir fahren wieder ins Krankenhause. Isabelle wird erneut untersucht, und nein, ihre Fruchtblase ist nicht geplatzt, und sie ist auch nicht weiter als die 2 Zentimeter von gestern "gekommen". Verdammte Latenzphase! Man sagt uns, wir sollen nach Hause gehen und abwarten. Wir gehen nach Hause und legen uns ins Bett. Es gelingt uns, einen guten Schlaf zu finden. Vielleicht ist der Kleine müde von all den Übungen, die er in den letzten zwei Tagen gemacht hat, ohne Pause.


Mittwoch ist ein ruhiger Tag. Die Wehen haben nachgelassen und der Kleine strampelt nicht mehr so stark. Er ist müde, sie ist müde - auf den Punkt gebracht, ich warte nur noch. Als würde man an einer Klippe hängen und darauf warten, dass die dünne Linie reisst, bevor man fällt. Natürlich ist es ein schöner Sturz. Ein biologisches Wunder. Ein schönes Wunder des Universums.


Am Donnerstag gehen wir wieder ins Krankenhaus, dieses Mal nicht wegen den Schmerzen, sondern für die letzten Untersuchungen, Aufklärungen über den Kaiserschnitt, der am Freitag stattfinden soll. Letzte Woche fanden wir es cool, den Termin zu kennen und nicht die ganze Zeit warten zu müssen, während der Geburtstermin immer näher rückte. Diese Woche und vor allem heute haben wir ein etwas anderes Gefühl dabei. Die Nerven sind angespannt. Wir können uns nicht entspannen. Wir sind bereit, aber der morgige Tag muss so schnell wie möglich kommen. Das Warten bringt uns jetzt um. Wir schauen fern. Wir kuscheln. Wir geniessen. Wir schlafen ein.


Es ist Freitag. Haben wir geschlafen? Ich glaube ja. Ich fühle mich gut. Ich habe Schmetterlinge im Bauch - alles ist gut. Isabelle hat nicht geschlafen. Der kleinen Mann in ihrem Bauch, hat sie die ganze Nacht getreten. Es ist unsere letzte Fahrt zum Krankenhaus, allein. Bei der nächsten Fahrt werden wir eine schöne kleine Familie sein. Ihre freie Woche war interessant, anders als geplant. Es ist 7.52 Uhr, 3.3.2023 und unser kleiner Junge ist bei uns. Er ist 52 Zentimeter gross, wiegt 3,8 Kilogramm und ist kerngesund - und Isa ist auch gesund :-). Dieses Gefühl ist mit Worten nicht zu beschreiben. Wir sind so glücklich und so zufrieden. ♥


 
 
 

1 Comment


karin.tschugi
Mar 30, 2023

I liked this contribution very

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